Jan 2017 | Düplö 2016 (Dublin und die invaliden Vier)

„Düplö“ ist der alte irische Name der Stadt Dublin. Was es damit auf sich hat (und ob das überhaupt stimmt), gegen Ende des Berichtes.
 

Es war der Wunsch eines Einzelnen, unbedingt in Dublin einmal den Marathon zu laufen, dem sich aber in der feuchtfröhlichen Laune der damaligen LG-Weihnachtsfeier drei weitere Einzelne gerne anschlossen. So kam es für Alex, Kurt, Uli und Thomas R. im Oktober zu einer denkwürdigen Reise nach Irland.

Vorneweg: Keiner von den Vieren hat seine Marathon-Traumzeit erreicht, im Gegenteil, es schien bei manchem sogar eher eine Alptraumzeit gewesen zu sein. Aber letztlich egal, denn jeder von uns war allein schon mit „Ankommen“ hochzufrieden. Die Vorbereitung lief denkbar schlecht. Thomas laborierte seit dem Hospizlauf mit seinem Knie und hatte nur einen einzigen langen Trainingslauf hinbekommen, Uli hatte Achilles-Sorgen und sich zu allem Überfluss 2 Wochen vor Abreise auch noch im Halbdunkel in eine fast 2 Meter tiefe Baugrube abgelegt (Brustkorb geprellt), Kurt hat wegen ständiger Magen-Darm-Geschichten seine letzten langen Läufe im wahrsten Sinne des Wortes „verkackt“, und Alex musste irgendwie einen Bandscheibenvorfall in den Trainingsplan mit einbauen. Kurzum: Die invaliden Vier.

Aber jetzt zum Lauf selbst. Grundsätzlich kann man sagen: Die Iren sind total laufbegeistert. Nicht umsonst zählt der Dublin Marathon zu den ältesten Läufen und ist nach Berlin, London und Paris sogar der viertgrößte Marathon in Europa. Rund 20.000 Läufer wagten sich über die 42km-Strecke. Für eine Stadt mit nur einer halben Million Einwohner ganz schön beachtlich. Und mehr noch: wer nicht selbst auf der Strecke dabei war, stand am Rand und feuerte mit unglaublicher Begeisterung an, und das stundenlang. Die Iren sind eben anders. Während anderswo meist die Jagd nach Bestzeiten im Vordergrund steht, haben die Iren eine wesentlich gemütlichere Einstellung zum Laufen. Ganze sieben Stunden lang hielten die Organisatoren die Strecke für die Läufer abgesperrt. Somit konnte selbst der Entspannteste aller Läufer stressfrei sein Pensum abspulen.

Der Start verlief eher still, ohne große Reden und Schepper-Musik. Diese nüchterne Atmosphäre war aber rasch verflogen. Bereits auf den ersten Metern jubelten die Menschenmassen uns zu. "Well done, you did a good Job" plärrten sie, als wären wir bereits auf der Zielgeraden. Der Ausruf „Well done“, den die Iren eher wie „Weldohn“ aussprechen, wurde zu unserem ständigen Begleiter. Entgegen allen Befürchtungen hatten wir traumhaftes Wetter, was wahrscheinlich noch zusätzliche Massen an den Streckenrand trieb. „Weldohn“ auf jeder Meile und „Weldohn“ aus jedem Lautsprecher.

Vorbei an all den imposanten Sehenswürdigkeiten durchgehend Partystimmung, was bei der Quälerei eine absolut notwendige Unterstützung war. Aber irgendwann ging auch diese Quälerei dem Ende zu, die Bierschilder wurden häufiger und glaubwürdiger, und man konnte das Guinness förmlich schon schmecken, das in irgendeinem Pub für uns bereit stehen musste und uns für all diese Qualen entschädigen sollte. Mit diesem sehnsuchtsvollen Bild vor Augen überquerten wir "irgendwann" die Ziellinie, alle zu unterschiedlichen - mehr oder weniger guten - Zeiten, aber immerhin aufrechten Schrittes. „Weldohn!“ Jetzt noch Medaille umhängen, „Weldohn“, Finisher-Shirt überziehen, „Weldohn“, und ab ins nächste Pub. Denn eines war von vorn herein klar: Laufen ist schön, aber nicht das Wichtigste in Irland. Nicht mehr 42 Kilometer, sondern ab jetzt 42 Guinness sollten in irgendeinem Paradies auf uns warten. Zu allem Überfluss war ausgerechnet an diesem Wochenende auch noch Helloween. Wenn an gewöhnlichen Wochenenden die Pubs schon voll waren, dann wurde dieser Zustand durch Helloween noch potenziert. Kurz: Dublin im Ausnahmezustand. Selbst der erfahrenste Kneipier unter uns Vieren musste resignierend anerkennen: Mehr Stimmung geht nicht.

In Bierlaune mussten schliesslich grüne Mützen und Bärte her, die es in den zahlreichen Souvenirshops gab. In Kombination mit den grünen Polos aus unserer aktuellen „Düplö“-Kollektion hielt man uns dann sogar für Eingeborene (zumindest die Touristen) und wir wurden zum begehrten Fotomotiv. Hätten wir für jedes Bild Geld verlangt, wir hätten uns locker unseren Heimflug damit finanziert.
Nachdem wir Tags darauf der Guinness-Brauerei noch einen ausgedehnten Besuch abstatteten mit anschließendem Ausklang im hauseigenen Pub (mit Guinness) und Anschlussprogramm in der Templebar (mit wieder Guinness), war’s dann irgendwann auch genug mit Guinness. In der Gewissheit, in jeder Hinsicht wirklich alles gegeben zu haben, mussten wir uns auf die Heimreise vorbereiten.
„Weldohn“ hätte der Ire jetzt gesagt.

Nachtrag:
„Düplö“ ist natürlich nicht der irische Name von Dublin, der lautet Baile Átha Cliath. Aber wenn man das Wort Dublin auf einer LG-Weihnachtsfeier unter Alkoholeinfluss so lange durch die Wortmangel dreht, bis am Ende nur noch ein gelalltes „Düplö“ herauskommt, hat man dadurch einen netten Projektnamen für solch ein Unternehmen.


 
 
 
 
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